H�ttisheim

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Historisches

Der Name "Hüttisheim"

In den bewegten Zeiten der Völkerwanderung, irgendwann im vierten oder fünften Jahrhundert nach Christus, hat sich ein alemannischer Adliger mit seinem Gefolge das Schmiehetal als neue Heimat ausgesucht. Er hieß Hittin oder Hitto und sein Heim erbaute er am westlichen Rand der Talaue, auf einem sanften Lössrücken  nahe der Schmiehe, wo er vor Hochwasser sicher war. "Hittinishaim" schrieben die Mönche des Klosters Rot an der Rot erstmals im Jahr 1152 als Namen der  Siedlung  auf ,  das "Heim des Hittin". Eine Silbe des Namens fiel bald weg, bis ins 19. Jahrhundert schrieb man  "Hittisheim"  oder ähnlich, doch dann schmuggelte  ein königlich württembergischer Beamter ein "ü"  in den Ortsnamen .

Im Mittelalter

In den Anfängen standen rund um den Herrenhof wohl nur vier oder fünf weitere Höfe. Der fruchtbare, manchmal kiesige Lehm- und Lössboden, der bis heute zu den besten im Alb-Donau-Kreis gehört, ermöglichte stetiges Wachstum und immer mehr Hofstellen entstanden. Der Wald im Süden der Gemarkung wurde weiter zurückgedrängt und am Ende des Mittelalters zählte die Gemeinde 49 gleichberechtigte Mitglieder: 18 große Bauernhöfe, 22 Selden (Kleinbauern), 3 Tagelöhner, eine Dorfwirtschaft, eine Mühle,  eine Schmiede, eine Badstube, der Pfarrhof und die Schulstelle.
Die Nachfolger Hittins stiegen in den Ritterstand auf  und erbauten sich im 10. oder 11. Jahrhundert außerhalb des Dorfes eine standesgemäße Wohnung:  eine Burg auf dem Bergbeckenfeld, dem höchsten Hügel rechts der Schmiehe. Zwei Ortsadlige haben sich durch großzügige Stiftungen in der Dorfgeschichte verewigt: Hans und Ulrich von Griesingen. Der Gemeinde schenkten sie den 100 Hektar großen Gemeindewald im Südosten der Gemarkung, der Pfarrstelle vermachten sie mehrere Höfe und stifteten im Jahr 1438 eine ewige Messe, die heute noch alljährlich gelesen wird.  Ihr abgebildeter Totenschild, die "Holztafel" genannt, hängt bis heute in der Pfarrkirche St. Michael.

Zwei Klöster kamen durch Schenkungen und Käufe zu immer mehr Besitz im Dorf: das Prämonstratenserkloster Rot a.d. Rot und das Benediktinerkloster Wiblingen. Die erste Erwähnung des Dorfes im Jahr 1152 erfolgte in einer Mönchsroter Urkunde. Doch in der Folgezeit setzte sich Kloster Wiblingen  immer mehr durch. Es kaufte gezielt Höfe und Herrschaftsrechte auf  und errang etwa ab 1450 die alleinige Dorfherrschaft, welche es bis zu seiner Auflösung im Jahr 1806 ausübte.  Die Hochgerichtsbarkeit, sozusagen die "Oberherrschaft", jedoch verblieb immer bei den Grafen von Kirchberg, den Gründern und Vogtherren des Klosters Wiblingen. Der Abtsstab im Wappen der Gemeinde erinnert bis heute an diese fast vierhundertjährige Klosterzugehörigkeit.

Gemeindepolitik ist keine Erfindung der Neuzeit. Kommunale Organe mit autonomen Befugnissen und klaren Zuständigkeiten bildeten sich schon im Mittelalter heraus. In einer Dorfordnung aus dem Jahr 1472 sind die Hüttisheimer Ämter beschrieben.
Der leitende Dorfbeamte war der Amtmann (oder Ammann), welcher gemeinsam vom Abt des  Klosters und dem Grafen  aus dem Kreis der Bauern ausgesucht und ernannt wurde. Die Vierer dagegen wurden von der Gemeinde gewählt, meist waren es zwei Bauern und zwei Seldner. Sie sind mit dem heutigen Gemeinderat direkt vergleichbar, der Amman war der Bürgermeister ( auch ein "Ehrenamtlicher"!). Doch es gab noch weitere Ämter: Der Öschay, der Flurwächter, wurde von den Vierern gewählt, der Dorfhirte  von der ganzen Gemeinde. Das Amt des Büttels (Dorfpolizist) war an eine bestimmte Hofstelle gekoppelt und konnte nur bei erwiesener Unfähigkeit einem anderen gegeben werden. Auch der Schmied war ein Gemeindebeamter, den die Bauern wählten und seine Schmiede war von der Gemeinde zu unterhalten.
Mindestens eine Gemeindeversammlung alljährlich, zu der alle Mitglieder erscheinen mussten, war abzuhalten. Hier wurden die Ämter neu vergeben oder bestätigt, die Dorfordnung oder wichtige Verträge wurden verlesen und der Dorfherrschaft Gehorsam versprochen.

Katholische Kirche St. Michael

Die ersten alemannischen Siedler im Schmiehetal waren noch keine Christen. Sie verehrten Wotan, Freya, Ziu und andere germanische Gottheiten und bevorzugt taten sie das auf Bergen, in der freien Natur. Als sich die Ur-Hüttisheimer dann zwischen 600 und 700 nach und nach taufen ließen, wurde die Kirche für die neue Christengemeinde am ehemals heidnischen Kultplatz errichtet: auf einem Berg außerhalb des Dorfes. Damit sollte der Übergang zu der neuen Religion sicher erleichtert werden.  Von dem Patron, dem die neue Kirche geweiht wurde, glaubte man, dass er das Böse, also auch die heidnischen Kräfte des Platzes besonders gut bekämpfen könne: der Erzengel Michael.

Das ist die wahrscheinlichste Erklärung für die Tatsache, dass die Hüttisheimer Pfarrkirche St. Michael bis heute weit außerhalb des Dorfes auf einem Berg steht. Wie viele Kirchen dort seither erbaut wurden, ist nicht bekannt. Erstmals erwähnt ist die Pfarrei im Jahr 1275, im späten Mittelalter waren die Herren von Griesingen über mehrere Generationen Patronatsherr und sie stifteten eine bis 1526 bestehende Frühmesspfründe. Humlangen und ein Teil von Ammerstetten gehörten seit den Anfängen zur Pfarrei Hüttisheim, Bihlafingen seit dem 16. Jahrhundert. Die Pfarrei war nie in das Kloster Wiblingen inkorporiert, sondern immer selbstständig gewesen.
Gerade noch rechtzeitig vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde Ende 1913 mit dem Bau der heutigen Pfarrkirche begonnen. Sie ist einer der letzten Entwürfe des renommierten Architekten Joseph Cades, und sie blieb bis heute im Originalzustand erhalten. Cades war der vielbeschäftigte Baumeister des Historismus in der Diözese Rottenburg. In Hüttisheim verwirklichte er einen Plan nach dem Vorbild der barocken Wandpfeilerbasilika, deren Grundriss auf die Vorarlberger Barockbaumeister zurückgeht. Der spätgotische Turm des Vorgängerbaus blieb erhalten, alles andere, einschließlich der Umfassungsmauer und der Ecktürme, gestaltete Cades neu. Ihre eindrucksvolle Größe hat dem Bauwerk schon den Beinamen "Holzstöcke- Dom" eingebracht.  In erster Linie ist sie ein eigenständiges Gesamtkunstwerk, das Altes und Neues beispielhaft integriert,  vom Äußeren her völlig  ohne "barocke" Nachahmungstendenzen.
Das  Ölgemälde entstand im Jahr 1929, neun Jahre nach Einweihung der Kirche, und weil der Kirchberg damals noch nicht bewaldet war, ist hier das ganze Ensemble besser als heute zu sehen.

Der Teilort Humlangen

Der Weiler Humlangen wurde im hohen Mittelalter gegründet, als die Bevölkerung in Deutschland stark zunahm. Der Ortsname bedeutet eigentlich "Stierweide" und ist eine Zusammenziehung aus "Hummelwangen". Vermutlich war das Humlanger Gebiet ursprünglich ein Teil der Dellmensinger Gemeindeweide, denn die Streitigkeiten mit Dellmensingen über Nutzungsrechte und Grenzziehungen zogen sich noch über Jahrhunderte hin. Erstmals schriftlich erwähnt wurde Humlangen im Jahr 1339, weil der Ritter Heinrich von Griesingen sich auch "von Humlangen" nannte.
Die Burg Heinrichs von Griesingen in Humlangen war eine Wasserburg, die in einem Weiher im Weihergrabental stand. Die  Grafen von Kirchberg ließen sie vielleicht schon im zehnten Jahrhundert errichten und besetzten sie mit einem ihrer Vasallen. Zur Unterhaltung und Versorgung der Burg und ihres Herren wurden daneben fünf Bauern und sechs Seldner angesiedelt und mit Höfen belehnt.
 So entstand der Hüttisheimer Teilort, doch von einer Burg ist dort schon seit langem nichts mehr zu sehen. Eine Reihe von Urkunden berichtet aber beispielhaft über die Humlanger Dorfherren und das Verhältnis Bauern- Grundherr. Sie sind in der Hüttisheimer Dorfchronik nachzulesen, die anlässlich der 850-Jahr-Feier im Jahr 2002 erschien. Für den eindrucksvollen historischen Festzug bauten die Humlanger damals ein Modell der Kanzacher Bachritterburg nach, denn so ähnlich sah auch ihre Burg einmal aus.
Besichtigt werden kann  noch die Humlanger Kapelle St. Vitus mit ihrer frühbarocken Austattung. Sie ist bis heute in Gemeindebesitz, denn sie wurde allein mit dem Geld und den Stiftungen der Humlanger Bürger errichtet und unterhalten. Ihre Wurzeln liegen im späten Mittelalter, nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde sie neu ausgestattet. Alle vierzehn Tage war der Hüttisheimer Pfarrer früher verpflichtet, in Humlangen eine Messe zu lesen. In den 80er Jahren des letzten Jahrhundert wurde die Kapelle gründlich restauriert und seither erstrahlt auch der abgebildete Altar, ein Werk des Ochsenhausener Künstlers Hans Jacob Stauder, in neuem Glanz.

Weitere Informationen

Ein Tipp:

Zur 850-Jahr-Feier der Gemeinde Hüttisheim im Jahr 2002 erschien eine reich bebilderte, 400 Seiten starke Dorfchronik, die auf dem Rathaus erhältlich ist. Hier finden Sie alles Weitere zur Geschichte!